Beate Raidel (Bea)
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Meine Rezension basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen mit Dr. Krömer, den ich in seiner Funktion als Synodenpräsident der Evangelischen Kirche kontaktiert habe.
Anfangs hatte ich das Gefühl, dass bei der Konfrontation mit sexualisierter Gewalt einige Verantwortliche sehr bemüht gewesen sind, leider waren dann allerdings plötzlich (belegbare) Falschaussagen der Verantwortlichen im Umlauf, die nicht weiter überprüft worden sind. Von mir genannte Zeug:innen wurden nicht befragt, Beweise nicht erhoben. Über meine Anwältin habe ich erfahren, dass es sein könnte, dass auch ich nicht als Zeugin befragt werde, wenn ich im Rahmen von Disziplinarverfahren die Medien hinzuziehe - was wirklich keine Kategorie sein kann.
Es geht hier nicht um einen verharmlosten verbalen sexualisierten Übergriff, es geht um schwere Rufschädigung durch die Weitergabe falscher Informationen an Kolleg:innen durch den mehrfachen Bruch der Verschwiegenheitspflicht, es geht um Vertuschen und das Hineinziehen von Mitarbeiter:innen, die durch die offenbar bewusste Weitergabe falscher Informationen, im Vertrauen darauf, dass diese richtig sind, zum Versagen in Beruf und Berufung gebracht wurden.
Die Beteiligten haben ihre Lügen in den Stellungnahmen gegenüber den Vorsitzenden des Disziplinarsenats, die er mir netterweise zur Verfügung gestellt hat, in ihren eigenen Worten dokumentiert. Dies hätte ordentlich aufgearbeitet werden müssen, um die Folgen dieses vermeintlich harmlosen Übergriffs für die Gemeinschaft klarzumachen sowie die Schäden aufzuzeigen, die durch die fehlende Bereitschaft der Beteiligten in die ehrliche Aufarbeitung zu gehen, entstanden sind. Dies passiert sicher nicht durch Gespräche mit hochrangigen Kirchenmitarbeiter:innen oder ein einmaliges Alibi-Gespräch mit der Dame vom Weissen Ring, die weder Unterlagen dabei hatte noch wusste, worum es geht. Es ändert auch nichts am unprofessionellen Umgang der Beteiligten mit Missbrauch, wenn ICH eine Therapie mache.
Dr. Krömer wurde über die Tatsache informiert, dass jene Zeugin, die die Falschaussage einer Kirchenerson in hoher Funktion bezeugen kann, später - trotz angeblich geltender Verschwiegenheitspflicht - von einer weiteren Person in Betriebsratfunktion angerufen und aufgefordert wurde, mich fallen zu lassen, was dann doch einen gewissen Aufschluss über den Umgang der Institution Evangelische Kirche mit den eigenen Mitarbeiter:innen im Fall von Missbrauch gibt. Das ist ein massiver Verstoß gegen einen vertrauensvollen Umgang miteinander und bestätigt das Vertuschen. Eine ehrliche Aufarbeitung hätte wohl mehr gebracht.
Gleichstellung, Oberkirchenrat und Disziplinarsenat der Evangelischen Kirche haben leider nicht funktioniert.
Zwei voneinander unabhängige Gewaltschutzeinrichtungen, die sich im Gegensatz zum Weissen Ring mit meinem Fall beschäftigt haben, haben die institutionelle/strukturelle Gewalt durch die Evangelische Kirche bestätigt.
Eine Zusammenarbeit mit diesen Einrichtungen wurde von Dr. Krömer leider nicht in Anspruch genommen. Er hat zu meiner großen Enttäuschung beim Vertuschen mitgemacht, anstatt den Fall lückenlos aufzuklären. Dafür sollten allerdings auch keine Ehrenamtliche zuständig sein.
Es ist davon auszugehen, dass es auch in Zukunft keinen adäquaten Umgang mit Missbrauch, Machmissbrauch, Vertrauensmissbrauch geben wird und hingehend Vertuschung anstatt Professionalisierung gearbeitet wird.